Die Coronakrise hat einmal mehr aufgezeigt, dass bestehende Arbeitsmodelle jederzeit auf dem Prüfstand stehen sollten und Verbesserungen immer möglich sind. Ein großer Trend, der dabei noch einmal an Aufwind gewinnt, ist der Begriff des sogenannten „New Work“, der bereits vor der Krise in aller Munde war und zu einer breiten gesellschaftlichen Debatte hinsichtlich der Arbeitswelt geführt hat. Tatsächlich lassen sich grade aktuell aus dem Ansatz viele Ideen gewinnen, wie Arbeitgeber mit den speziellen Bedingungen umgehen sollten.
Ursprünglich entwickelte vor rund 40 Jahren der US-amerikanische Philosoph mit österreichischen Wurzeln Frithjof Bergmann eine Vision für Neue Arbeit – und prägte somit den Begriff New Work. Die wichtigsten Werte seines Ansatzes sind Selbständigkeit, Freiheit und Teilhabe, die jedem Mensch gewährt werden sollen.
New Work ist dabei mehr ein Ergebnis eines langen begleiteten Prozesses, der mit der Frage beginnt, was man wirklich möchte und wie der Mensch seine eigene Persönlichkeit und Leidenschaft in die Arbeit mit einbringen kann. Nur dadurch ist man in der Lage, sich zu entfalten, seine kreative Seite zu entwickeln und selbständige Entscheidungen zu treffen.
Von diesem radikalen Ansatz hat sich der New-Work-Begriff ein wenig entfernt und wird – zu Missgunst von Bergmann – sehr unterschiedlich sowie oft im Rahmen des Kapitalismus interpretiert.
Fakt ist jedoch, dass die Beschäftigung mit dem New-Work-Ansatz zu einem Umdenken und mehr Reflexion im Arbeitsleben geführt hat. Wie wollen wir unsere Arbeitswelt gestalten? Was haben wir für eine Einstellung zur Arbeit? Wie erschafft man eine Arbeitskultur, bei der jeder einzelne Mitarbeiter profitiert und die Arbeit nicht, wie von Bergmann beschrieben, als leichte Grippe wahrnimmt?
New Work in Zeiten von Corona
Die New-Work-Bewegung beabsichtigt vor allem traditionelle Arbeitsmodelle in Frage zu stellen und flexiblere und auf das Individuum fokussierte Arbeitsnormen zu schaffen. Fragen, ob Konzepte wie Homeoffice oder agiles Arbeiten eingeführt werden sollen, stellen sich spätestens seit der Coronakrise nicht mehr. Es geht viel mehr darum, wie solche Konzepte ideal in die bestehenden Strukturen eingefügt werden können. Viele Aspekte der New Work Lehre können dabei eine Hilfe darstellen.
„Früher waren unsere unternehmerischen Entscheidungssysteme sehr ähnlich wie zu der Zeit des Kaiserreichs. Heute können wir feststellen, dass New Work uns geholfen hat, unsere Arbeitsweisen zu hinterfragen und zu verändern. Mittlerweile gibt es viele Menschen, die sich zusammentun und gemeinsam lernen wollen. Ein Veränderungsbewusstsein tritt ein.“, erklärt Sabine Kluge, die für das Thema „Selbstorganisation in der Fertigung“ den Xing New Work Award 2018 erhielt.
Wie jedoch sollte ein Unternehmen einen solchen Umstellungsprozess beginnen? Tatsächlich kann jeder einzelne zunächst einmal bei sich selbst beginnen und reflektieren: Wer bin ich, was macht mich aus? Wo liegen meine Stärken und Schwächen? Was will ich wirklich? Insbesondere in einer ungewohnten neuen Situation lassen sich viele Schlüsse darüber ziehen, welche Prioritäten man für sich selbst setzen möchte.
Je klarer wir selbst wissen, was uns gut tut und was wir wollen, desto besser können wir Hand in Hand neue Strukturen schaffen. Das fällt insbesondere dann leicht, wenn die bestehenden Strukturen durch äußere Gegebenheiten sowieso zu einem Wandel gezwungen werden, so wie es aktuell der Fall ist. Dazu braucht es dann oft auch nicht viel Geld für Coaches oder Selbstfindungsseminare, alleine schon das aktive Reflektieren oder Diskutieren mit Freunden, Familie oder auch Kollegen kann Wunder bewirken.
Wir bei Inreal versuchen durch regelmäßige Feedback- und Entwicklungsgespräche unsere Kollegen zu fördern, so dass sie das machen können, was sie „wirklich wirklich wollen“. Für uns es gibt keine bessere Motivation, als das Gefühl, am richtigen Platz im Arbeitsalltag angekommen zu sein. Ein Gefühl, das auch durch physischen Abstand nicht gestört wird, auch wenn dafür einige Änderungen an unseren alltäglichen Prozessen nötig waren. Wir wollen gemeinsam daran arbeiten, um Inreal für alle Kollegen zu einem solchen Ort zu machen.
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